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Das bewährte Buch „Change-Tools“ ist in einer neuen Auflage erschienen. In den beiden Büchern von Armin Rohm sind seit langem Beiträge von ComTeam enthalten, in denen wir praxiserprobte Vorgehensweisen im Rahmen von Change-Settings beschreiben.
Ein hilfreiches Modell zum Start von Veränderungsprozessen wie zum Beispiel Zukunftswerkstätten ist das Systemmodell, das im Artikel von Jürgen Hecker „Trendorientierte Sammlung von Themen für einen Changeprozess“ beschrieben wird.
Das Systemmodell wird von ComTeam bereits seit vielen Jahren eingesetzt. Es bildet alle relevanten Umfeldfaktoren ab. Damit bietet es zum einen einen Rahmen für eine Themensammlung aus unterschiedlichen Perpektiven; dazu kann man sich entlang der Modell-Variablen hangeln. Darüber hinaus lassen sich aber ebenso Wechselwirkungen transparent machen.
Zur Arbeit mit dem Systemmodell zum Beispiel in Strategieprozessen kann die Prozessfrage lauten: „Wie werden sich die Rahmenbedingungen und Herausforderungen – mit Blick auf die nächsten 5-10 Jahre – hinsichtlich der einzelnen Variablen des Systemmodells verändern?“
Die TeilnehmerInnen tragen in Kleingruppen zu unterschiedlichen Variablen die aus ihrer Sicht kommenden Entwicklungen zusammen. Bei der Einteilung der Gruppen werden die TeilnehmerInnen am besten funktional übergreifend organisiert. So kommen Trends aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zusammen.
Eine andere Variante, das Systemmodell erfahrbar zu machen, ist, Workshop-TeilnehmerInnen in die Rolle der einzelnen Variablen schlüpfen und sich aufstellen zu lassen. Wenn beispielsweise ein Trend ist, dass sich die Zielgruppen deutlich verändern werden und neue Kundengruppen entstehen, kann man dessen Auswirkungen leicht erlebbar machen. Indem man zum Beispiel die „Funktion“ fragt: „Wie geht es Ihnen damit, dass da noch weitere Kundengruppen hinzugekommen sind?“. Und die „Funktion“ antwortet mit Blick auf die „Kunden“: „Ich fühle mich hier nicht mehr passend. Ich docke hier nicht mehr an, ich glaube, ich verkörpere etwas Überholtes“. Womit für alle sichtbar und nachvollziehbar wird, dass im Rahmen des Strategieprozesses ebenfalls die Funktion der Organisation weiter zu entwickeln ist.
Die trendorientierte Themensammlung verhilft den Prozessbeteiligten aus der – häufig schwierigen – alleinigen Problemsicht herauszukommen und den Blick darauf zu richten, mit welchen Entwicklungen und Trends die Organisation in den kommenden Jahren rechnen muss und welche Fragen und Aspekte schon heute geklärt oder berücksichtigt werden sollten. In den subjektiv formulierten möglichen Trends stecken darüber hinaus häufig auch unbewusste Ängste, Hoffnungen, Wünsche etc. Der Zugang über das Systemmodell unterstützt darüber hinaus das Denken in Zusammenhängen und Wechselwirkungen in und außerhalb der konkreten Organisation bzw. Einheit.
Aufbauend auf den Trends je Variable leiten die TeilnehmerInnen mit Unterstützung der Prozessberaterin / des Prozessberaters die eine oder mehrere prozessrelevante Fragen ab. So steht am Ende der Veranstaltung, die je nach Gruppengröße und Komplexität des Themas 2-6 Stunden dauern kann, eine umfangreiche Themenliste mit Fragen, die im Laufe des Strategieprozesses zu bearbeiten sind.
Dieses Vorgehen, Fragen aus der trendorientierten Themensammlung abzuleiten, ist gerade bei solchen Veränderungsprozessen wichtig, die einem großen Druck unterliegen. Denn es sorgt dafür, „out of the box“ zu schauen, statt sich – wie häufig vorkommend – in hektischer Betriebsamkeit in ein Wirrwar an Problemlösungsaktivitäten zu stürzen.
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