Geschätzte Lesezeit: 3 Minute(n)

„Eigentlich ist alles grade ganz und gar zu viel, aber so ist es eben… kann man nichts machen, bringt mein Job halt so mit sich“ … sagte mein Coachee zum wiederholten Mal mit einem (eher gequälten und müden) Lächeln. Als langjähriger Coach und Trainerin bei ComTeam machen mich solche Aussagen betroffen und hellhörig. Ich stelle fest, dass das Thema Stress ein Dauerbrenner ist und die Frage, „wie kann denn Stressprävention funktionieren“, wird von Jahr zu Jahr wichtiger. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht Stress als das größte Gesundheitsrisiko des 21. Jahrhunderts. Müssen wir also lernen, damit zu leben? Müssen wir uns optimieren für die immer größer werdenden Herausforderungen?

JA und NEIN möchte ich antworten. Ja, weil es darum geht, realistisch auf die individuelle Arbeitssituation zu schauen, die als druckvoll erlebt wird; nein, weil wir uns damit nicht abfinden müssen, sondern es viele Möglichkeiten gibt, mehr Stressresistenz zu erwerben.

Stress beginnt im Kopf, Stressprävention auch!

Was jeweils „ungesunden Stress“ auslöst, weil keine wirkliche Entspannung mehr erfolgt, ist ganz und gar individuell bestimmt und hängt ab von den gemachten Erfahrungen und den daran geknüpften inneren Bewertungen, die wir diesem als sehr unangenehm empfundenen Spannungszustand geben. Gerade Führungskräfte haben oft ein Bild von sich, dass sie alles im Griff, alles unter Kontrolle haben müssen – auch sich selbst. Jedoch mit klarem Kopf in einer druckvollen Situation eine realistische Bestandsaufnahme zu machen, ist schier unmöglich.

Da hilft Coaching mit einem kompetenten und verständnisvollen Gegenüber, den Weg in eine erfolgreiche Stressprävention einzuschlagen. Klarheit gewinnen über die eigene innere Haltung zu meiner Arbeit, welche Regeln treiben mich an, welcher Glaubenssatz liegt zugrunde? Bin ich der Ansicht, dass ich mich stets anstrengen muss, um erfolgreich zu sein?  Welches ist mein persönliches Muster, mit Druck und Belastung umzugehen? Wie deutlich kann ich die Signale meines Körpers wahrnehmen und wie interpretiere ich sie? Wie gehe ich mit meinen Gefühlen um? Wie erlebe ich die Beziehungen im beruflichen Umfeld? Das sind nur einige der vielen Fragen, die bei der Klärung der Situation helfen.

Ist dann die Lage klarer und mit freundlichem Blick erkannt, können konkrete Schritte unternommen werden. Dazu gehört dann, praktisch umsetzbare Anworten auf folgende Fragen zu finden:

Wie kann ich die Praxis der Achtsamkeit trainieren und in den Berufsalltag integrieren? (Dies war und ist eine so wichtige Frage, dass sie uns veranlasst hat, genau zu diesem Thema ein Seminar zu kreieren, welches dabei unterstützt, aus dem gewohnten „Autopilotprogramm“ auszusteigen). Wenn ich Achtsamkeit trainiere, woran merke ich den Erfolg? Was kann ich für meine persönliche Weiterentwicklung tun, um für mich maßgeschneiderte Strategien zur Bewältigung von Stress zu finden? Welche Wege zur Entspannung taugen für mich persönlich? Was unterstützt mich, meine Energiereserven wieder aufzufüllen? Wie kann ich den Anspruch, in meinem Job Leistung zu bringen und meine persönliche Praxis von Achtsamkeit in Einklang bringen?

Dies sind nur einige der Fragen die auftauchen und auf alle muss eine jeweils individuell passende Antwort gefunden werden. Allgemeine Rezepte helfen da wenig. Der wichtigste Ausgangspunkt ist, sich den Raum und die Zeit zu nehmen, mit einem Gegenüber oder in der Gruppe wirklich offen und genau die eigene Situation zu betrachten. Das „Münchhausen Prinzip“- sich selbst am Schopf aus dem Sumpf zu ziehen- reicht nicht, das rein intellektuelle Wissen auch nicht, obwohl Bücher natürlich eine gute Anregung bringen können. Sich mitzuteilen in der Gruppe, die Übungsanregungen im Seminar zu erhalten und die Unterstützung im Coaching sind ein hilfreiches Paket, um Stressresistenz aufzubauen.

Wirksame Persönlichkeitsentwicklung braucht immer ein/mehrere Gegenüber, Selbstreflexion braucht den Spiegel von außen, und nachhaltige Veränderung muss stets die seelisch/körperliche Dimension mit einschließen, weil wir als ganze Menschen mit Körper, Seele und Geist in allen Situationen des Lebens involviert sind.

Elke Lorenz

Mein beruflicher und privater Weg hat mich durch viele Arbeitsfelder und einige Länder geführt. Studium in Berlin, Zusatzausbildungen in Gestaltherapie, Hypnotherapie und Systemischer Familientherapie in Deutschland und den USA. 15 Jahre eigene Beratungspraxis in Berlin (HPG), langjährige Erfahrung als Trainerin für verschiedene Organisationen/Unternehmen und als Coach. In meiner Arbeit mit Menschen schätze ich es besonders, dabei zu helfen, die „Grenzen im Kopf“ zu verschieben, weil sich dadurch auch neue Möglichkeiten für das Handeln ergeben. Das ist die Hauptlehre meines Lebens bisher und dies mit Freude, Humor und Respekt zu unterstützen, ist mir wichtig. Ich lebe in Berlin und Südschweden und arbeite in Deutsch und Englisch.

Alle Posts ansehen