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CT: Walter, Du bist ja derjenige, der Kulturprozesse ausschließlich an der Unternehmensspitze, also in der Geschäftsführung bzw. Vorstandsschaft begleitet. Da interessiert ja viele Deine Erfahrungen dazu. Eines dieser Beispiele ist eine non-profit-Organisation.

CT: Warum haben die Unternehmen mit dem KPI gearbeitet?  In welcher Situation?

Walter Straub: Der Vorstand wollte das Rollenverständnis und die Verantwortlichkeiten der Führungskräfte in der Zentrale sowie in den Regionen weiterentwickeln. Zu diesem Ziel haben wir mit allen Führungskräften (Vorstand und allen OFK´s weltweit) an der Kultur gearbeitet.

CT: Wer hat damit gearbeitet? Nur das Management-Team oder das ganze Unternehmen?

Walter Straub: Konkretisiert haben wir die Arbeit an der Kultur mit den OFK´s in der Zentrale und in mehreren Runden die konkreten Schritte und Vereinbarungen mit dem Vorstand und einem Kernteam erarbeitet.

CT: Wie wichtig war es, top-down zu arbeiten? Oder hätte auch ein eher bottom-up-approach funktioniert?

Walter Straub: Für die vorhandene Kultur ist die Geschichte der Organisation verantwortlich – es gibt also keinen einfachen „Schuldigen“ für den Ist-Zustand. Da man heute „wissen kann“ wie man an der Kultur arbeiten kann, ist für die Passung der Kultur die Spitze der Organisation verantwortlich. Im Gesamt-Prozess kann auch ein paralleler bottom-up-Prozess mit Führungskräften und Mitarbeitern initiiert werden. Es muss nur im Prozess klar bleiben, dass die Verantwortung und damit die Entscheidungs-Kompetenz bei der Spitze liegt.

CT: Was waren Schwierigkeiten?

Walter Straub: Der Kulturentwicklungsprozess wurde auch mit der Überprüfung der Aufgaben / Funktionen der Zentrale verbunden und damit sind viel mehr Veränderungen angestoßen worden. Die damit verbundenen Widerstände wurden in den verschiedenen Runden und Einzelgesprächen bearbeitet und konnten zu dann akzeptierten und gelebten organisatorischen Lösungen und Verhaltensänderungen geführt werden.

CT:  Was waren die Ergebnisse? Wo steht das Projekt heute?

Walter Straub: Der Vorstand arbeitet weiterhin in den Führungskräfte-Klausuren (vor allem in der Zentrale) an der Kulturentwicklung mit erkennbaren Erfolgen. Zum Beispiel ist die Zusammenarbeit im oberen Führungskreis spürbar wirksamer geworden: Alle fühlen sich für die neuen strategischen Ansätze mitverantwortlich und es finden mehr offene Auseinandersetzungen statt. Im Alltag kooperieren die einzelnen Bereiche bereits bei der Entstehung von übergreifenden Lösungen. Den Vorstand begleite ich einmal im Jahr und den Führungskreis (Vorstand & OFK´s) unterstütze ich regelmäßig bei der Reflexion.

CT: Wie präsent ist das Kulturthema mittlerweile in dieser Organisation?

Walter Straub: Bei dem Aufsetzen von neuen Projekten werden jetzt bereits kulturelle Anforderungen mitgeklärt. Hierfür bedarf es jedoch noch weiterer Aufmerksamkeiten, da sie zurzeit „noch“ nicht automatisiert sind. Die gesamten Führungsinstrumente müssen noch angepasst werden, da bei der Besetzung von Stellen – immer mal wieder – noch alte Gewohnheiten greifen. Darüber hinaus wären vermutlich noch inhaltlich kürzere – auch in zeitlich kürzeren Abständen – Reflexionsschleifen für die nachhaltige Umsetzung hilfreich.

Nicole Detambel

Geboren 1968, seit 2012 tätig als Beraterin und Trainerin bei der Comteam Academy und Consulting. Ich arbeite schwerpunktmäßig mit Führungskräften in Veränderungsprozessen. Die Herausforderungen dieser Rolle kenne ich von beiden Seiten: In der Vergangenheit selber als Führungskraft in Unternehmen MitarbeiterInnen durch den Change zu belgeiten und nun Unternehmen in diesem Prozess einfühlsam und kompetent zu beraten. Wenn es gelingt, die vermeintlichen „Soft-Themen“ im Change in ihrer Bedeutung auch im business-Kontext besprechbar zu machen, ist dies immer eine große Motivation für mich. Und meine therapeutische Weiterbildung ist mir dabei sehr nützlich. In meiner Arbeit treffe ich immer wieder auf neue Persönlichkeiten und unterschiedliche Unternehmen mit ihrer jeweils einzigartigen Kultur. Dafür braucht es Neugier, Einfühlungsvermögen und schnelle Orientierung in unterschiedlichen Kontexten.

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Walter G. Straub

Seit 40 Jahren begleite ich Organisationen und Führungskräfte bei der Gestaltung von Veränderungen (Strategie-, Kultur,- Entwicklungs- und Fusions-Prozesse), seit ein paar Jahren nur noch das Top-Management beim Finden von Klarheit der eigenen Rolle und beim Bewältigen der jeweils anstehenden Herausforderungen. Darüber hinaus unterstütze ich Unternehmer und Manager bei Übergängen, damit Stafetten-Übergaben für alle Seiten auch wirksam gelingen. Seit der Umwandlung in eine AG bin ich aus der operativen Geschäftsführung in den Aufsichtsratsvorsitz von ComTeam gewechselt. 1974 haben meine Frau und ich ComTeam gegründet.

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