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Ich bin nicht mehr der gleiche Mensch, der ich mal war. Ich war zurückhaltend, Kontakte zu knüpfen kostete mich Überwindung und am liebsten war ich gerne alleine. Dann trat in der Halbzeit meines bisherigen Lebens das Improvisationstheater auf den Plan. Wir spielten als Studenten mit den Techniken herum und ich merkte, dass ich mich veränderte: Als ob ein Fenster geöffnet werden würde, wehte plötzlich ein frischer Wind durch meinen Kopf.

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Die Veränderung, die jetzt begann, startete also durch eine erste positive Ahnung, dass da etwas für mich Gutes entsteht. Ich gewann an Selbstvertrauen und verlor die Angst vor dem Ungeplanten. Ich bekam Lust an der Darstellung von Geschichten und nutzte dazu den Kontakt zum Publikum. Dadurch lernte ich auch Kontakte zu anderen Menschen leichter zu knüpfen. Ich konnte mich plötzlich gut auf Menschen einlassen und bemerkte, wie flexibel ich wurde. Ich bekam als Geschäftsführer der impro company eine Ahnung, was es heißt, Entscheidungen zu fällen, deren Konsequenzen man nicht in seiner Gänze kontrollieren kann. Sukzessive veränderten sich auch Dinge, die mir zuvor eher schwer gefallen waren.

Vor allem begann meine Angst vor dem Scheitern zu schwinden. Nicht, dass ich ein furchtloser Ritter wurde, aber Niederlagen oder Momente in denen die Wachstumskurven nicht mehr einfach nur nach oben liefen, bekamen einen eigenen Wert, der wichtig für die dann folgenden Veränderungen war. Gleichzeitig mit einer Portion Gelassenheit bekam ich Lust auf Veränderungen, weil sie immer wieder neue Perspektiven eröffneten. Ich bekam Lust auf diese Prozesse, die in Zyklen verliefen und die man spielerisch steuern kann. Beständiges Training mit Improvisationstechniken ließen mich immer wieder erstaunen, was alles möglich war. Das einzige was ich tun musste, war, mich schwierigen Situationen zu stellen und auf meine erworbenen Fähigkeiten zu vertrauen. Einfach auf mein Gegenüber achten, mich auf ihn einschwingen und nicht mit mir selbst beschäftigen.

 

1994, gerade fertig mit dem Studium, gründeten wir eine Schule für Improvisation. Die erste in Deutschland, der zahlreiche nachfolgten. Wir waren der Überzeugung, Spontaneität und damit die Fähigkeit zur Improvisation sind in jedem angelegt und jeder kann dieses Fenster in sich öffnen. Man muss es nur tun, um die Potenziale aus unserer Kindheit wieder abzurufen. Mehr als 3000 Menschen haben unsere Kurse durchlaufen. Sie lernen nach einem systematischen Plan die Grundbausteine für den Zugang zur Spontaneität. So gehört das assoziative Denken, ganzheitliche Übungen, das Eingehen auf den Partner, bewusst Beziehungen herstellen, zahlreiche Grundübungen zur Kommunikation und viele Elemente des Storytelling dazu. Schüler der Improschule kommen immer wieder in unsere Kurse. Sie sind förmlich süchtig geworden nach der Freiheit, die ihnen die Techniken der Improvisation bieten.

Doch wie verändert man (sich) durch Impro?

Lesen Sie im zweiten Blogbeitrag in 14 Tagen, wie Sie mit einfachen Mitteln mehr Freiheit für sich gewinnen können.

Andreas Wolf

Meine Tätigkeit konzentriert sich auf alles, was von „Spontaneität“ ausgeht. Neben vielen interessanten künstlerischen Ausflügen im Bereich Chanson/Jazz/Kabarett/Klassik, gründeten wir als Studenten 1992 das Fastfood Theater und 1994 die erste Schule für Improvisation in Deutschland. Wir beschäftigten uns mit der Frage der Vermittlung von Improvisationstechniken für das Theater, bald schon aber auch für Menschen in ihrer beruflichen und privaten Umgebung. So interessieren mich die Möglichkeiten persönliches Potential jenseits inszenierter und geplanter Situationen abzurufen und somit ein Maximum an Authentizität herzustellen. Diese Arbeit erstreckt sich von der Zusammenarbeit von Gruppen, bis zum Einzelcoaching. Neben meiner schauspielerischen Arbeit, bin ich auch Dozent für Improvisation an der Bayrischen Theaterakademie und künstlerischer Leiter des fastfood theaters. Ich freue ich mich, wenn Sie Lust haben sich bei ComTeam Media das Buch: „Spontan Sein“ zu besorgen.

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