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Wir haben die Uhren umgestellt und es ist wieder Sommerzeit. Oft ist in diesem Zusammenhang der Satz zu hören „die Abende werden wieder länger“. Ist das so? Nein, natürlich nicht. Das wissen wir. Der Auslöser für so einen Satz ist unsere Sehnsucht danach, mehr Zeit zu haben. Mehr Zeit wofür und wie soll das gehen?

2 Wege um wieder Herr*in über die eigene Zeit zu werden

Das Gefühl keine Zeit zu haben, ist ein Phänomen dieser Zeit. Zeit ist immer da, sie kann nicht gestohlen werden oder verloren gehen. Allerdings aber auch nicht aufgespart und verzinst werden, wie es die Herren von der Zeitsparkasse in dem berühmten Kinderbuch Momo von Michael Ende versprechen. Wir gestalten unsere Zeit. Jeder von uns, zu jeder Zeit. Dennoch empfinden wir es so, als wären wir nicht Herr*in über die eigene Zeit. Ein paar Gedanken dazu – nehmen Sie sich dafür doch etwas Zeit!

Wir schaffen es, strukturiert und geplant (manchmal auch ungeplant!) unsere Aufgaben und Herausforderungen im Beruf zu bewältigen. Wir wenden die Zeit auf, die uns dafür zur Verfügung steht und vorgesehen ist, oder so viel, wie wir uns dafür zugestehen oder nehmen müssen. Dabei begleitet uns mehr oder minder das Gefühl von Rastlosigkeit und Hetze. Und auch im Privatleben ist der Plan im Kalender meist der Regent über unsere Zeit, die sogenannte Frei – zeit. Im Duden fand man übrigens das Wort Freizeit 1929 zum ersten Mal. Die Definition ist „Zeit, in der jemand nicht zu arbeiten braucht, keine besonderen Verpflichtungen hat“. Und die Verpflichtungen sind, in Bezug auf unser Gefühl für Zeit der springende Punkt, auch im Berufsleben.

Gefühl für Zeit

Was wir vermissen, ist das Gefühl, Zeit zu haben, im Beruf, wie im Privatleben. Wir empfinden die Verpflichtung, das Müssen, den Druck als bestimmend. Natürlich haben wir Pflichten, denen wir nachkommen wollen und müssen. Da führt kein Weg dran vorbei. Das Gefühl Zeit zu haben, entsteht, wenn wir uns selbstbestimmt Zeit für etwas nehmen – und das auch für die Tätigkeiten, die in unserer Pflicht sind.

Sich Zeit nehmen

Wie aber können wir uns Zeit „nehmen“? In aller Regel verstehen wir darunter, etwas ganz bewusst in Angriff zu nehmen und zu tun. Das ist jedoch mehr eine Einstellung, als eine Verhaltensweise. Wir vergessen die Zeit, wenn wir mit ganzer Konzentration intensiv mit einer Sache beschäftigt sind, wenn wir im „Flow“ sind, wie die Psychologen sagen. Das Beispiel, das dazu oft genannt wird, sind Kinder, die im Spiel vertieft sind und sich in einem Moment nur mit dieser einen Sache beschäftigen. Achtsamkeit ist das Schlagwort, das in diesem Zusammenhang genannt wird.

Sich Zeit nehmen, heißt also die Dinge zur gegebenen Zeit bewusst und achtsam, also mit Konzentration darauf zu tun. Den Dingen, die zu tun sind, einen Rahmen geben, eine Zeit zu verwenden und anderen Einflüssen Grenzen zu setzen. Einen Anfang machen, die Aufgabe erledigen und bewusst aufhören. Und dann danach etwas Neues zu beginnen.

Oftmals reicht eine Minute

Hilfreich hierfür ist, sich zwischen den Tätigkeiten eine Minute Pause zu gönnen. Eine Minute ist nicht viel, gibt aber die Möglichkeit, sich bewusst der neuen Aufgabe widmen zu können. Und dann mit voller Kraft wieder loszulegen.

Die Zeit, die wir für die Tätigkeit verwenden, wird dadurch nicht mehr. Doch die Qualität des Ergebnisses nimmt zu und das eigene Erleben ändert sich. Sich für etwas Zeit genommen zu haben, reduziert das Gefühl von getrieben sein und schafft Zufriedenheit und Ausgeglichenheit.

Sich mit voller Kraft und ganz bewusst einer Sache zuzuwenden, können wir ausprobieren und üben. Mit der Übung kommt der Erfolg.

Nehmen Sie sich Zeit und machen Sie es wie Beppo, der geduldige Straßenkehrer und beste Freund Momos. Von ihm stammt der Tipp, statt das Ende der langen Straße zu beachten, immer nur das nächste Stück zu sehen.

Und zum Schluss:
„Man sollte nie so viel zu tun haben, dass man zum Nachdenken keine Zeit mehr hat.“ Lichtenberg

Unser Literaturtipp für Bücher, die wir öfters lesen können(/sollten):
Momo – Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte. Von Michael Ende

Ludovica Brachinger-Franke

Geboren 1953 in München, seit 1997 Beraterin, Trainerin, Coach bei der ComTeam AG. Studium in Pädagogik, Psychologie und Soziologie. Weiterbildungen in Systemischer Therapie, Gestalttherapie, Hakomi und Verhaltenstherapie
In meiner Arbeit leite und begleite ich Lern- und Entwicklungsprozesse von Einzelnen oder Gruppen und die Faszination hat noch nicht nachgelassen. Als Beraterin bin ich in Veränderungsprozessen tätig. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, Struktur und Vorgehen für die Veränderungen herauszuarbeiten und begleiten sie in der Umsetzung. Seminare für Führungskräfte leite ich als Trainerin in unserem offenen Programm oder vor Ort bei Kunden in internen Programmen.
Als Mediatorin führe ich Gespräche zur Klärung von schwierigen Situationen und schlichte in Konfliktfällen. Als Coach begleite ich insbesondere Führungskräfte in ihren beruflichen Entwicklungsprozessen. In den letzten Jahren arbeite ich mit Führungskräften zunehmend auch an den Fragen der Balance in Beruf und Privat-/Familienleben und begleite sie bei der Lösungsfindung bezüglich persönlicher Belastungssituationen.
Als Leiterin unseres ComTeam Tagungshotels bis 2016 habe ich Führung gelebt und kann meine Erfahrungen für meine Trainings- und Beratungsarbeit nutzen.
Ich bin Münchnerin und lebe in Unterhaching bei München. In meiner Freizeit bewege ich mich gern in der frischen Luft – mit dem Mountainbike in den Bergen oder in der Hängematte im Garten.

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