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Unsere Unternehmen sind auf Leistung aufgebaut. Dafür braucht es leistungsbereite Mitarbeiter. Als Führungskraft fordere ich deshalb auch Leistung ein – oft heißt sie „extra mile“. Nur, wann genügt diese Leistung? Was ist eigentlich die „extra mile“?

Ich gestehe: Ich habe in den letzten Jahren eine leichte Allergie gegen englische Schlagworte im deutschen Sprachgebrauch entwickelt. Eines dieser „buzz words“ ist „the extra mile“. Immer öfter höre ich Sätze wie: „Meine Leute müssen bereit sein die „extra mile“ zu gehen. Was heisst es denn, die extra Meile zu gehen? Die lapidare Antwort lautet: Mehr zu tun, als man muss. Und genau hier liegt der Hund begraben.

Ich stelle eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter an, um eine mehr oder minder klar definierte Leistung zu erbringen. Dafür erhält sie oder er eine definierte Entschädigung. Nun kann kein Unternehmen erfolgreich sein, wenn alle genau das tun, was in ihrer Stellenbeschreibung, pardon Job Description steht. Erstens sind die nie vollständig und zweitens nach kurzer Zeit überholt. Das heisst, die zu erwartende Leistung muss gemeinsam immer wieder neu definiert und überprüft werden. Mit der extra Meile wird ausgedrückt, dass es ein «Mehr» gib, das geleistet werden muss. Es bleibt aber fast immer ungesagt, was dieses Mehr ist. Frage mal deine Führungskraft, wann sie sieht, dass du die extra Meile gehst!

Ich bin der Meinung, dass ich als Führungskraft die Verpflichtung habe, immer wieder aufs Neue die zu erwartende Leistung und genauso die extra Meile zu benennen. Zum Beispiel die Erwartung, dass Mitarbeiter reagieren, wenn sie sehen, dass etwas ausserhalb ihres Verantwortungsbereichs schiefläuft. Dass sie Kollegen unaufgefordert helfen, wenn diese zu viel zu tun und sie selber gerade freie Kapazität haben. Dass sie sich überlegen, wie sie ihre Aufgabe effektiver und effizienter erledigen können.

Die extra Meile zu fordern ist legitim, wenn ich sie benenne und auch bereit und in der Lage bin, zu sagen, wann sie gegangen wurde. Tue ich dies nicht, dann ist da immer die verdeckte Botschaft: „Was immer du auch tust, da könnte mehr sein.“ Keine gute Voraussetzung, die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter aufrecht zu halten.

Marco Stoll

Als Berater und Trainer in den Bereichen systemisches Prozessmanagement, Konfliktbewältigung und Mediation begleite ich Führungskräfte, Teams und Unternehmen in Projekten und Menschen in ihrer persönlichen, beruflichen Weiterentwicklung.
Ich arbeite oft und gern mit Organisationen und Teams, in denen Menschen aus verschiedenen Kulturen vertreten sind. Mir ist es ein Anliegen, dass die Menschen, mit denen ich arbeite, selber zu Erkenntnissen gelangen. Ich verstehe deshalb meine Rolle mehr als Begleiter denn als Berater. Nach einer kaufmännischen Grundausbildung studierte ich BWL. Es folgte ein Auslandaufenthalt in den USA und anschliessend arbeitete ich während vierzehn Jahren in verschiedenen Linien-, Stabs- und Führungsfunktionen bei einem global tätigen Rückversicherungskonzern. Ich bin 1959 in Winterthur geboren, wo ich noch heute lebe und wo sich auch der Sitz von ComTeam in der Schweiz befindet. Meine sportlichen Aktivitäten führen meistens in die umliegenden Wälder und ich nehme – ganz ohne Ambitionen – Gesangsunterricht.

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