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ComTeam inspiriert …

… uns ComTeam’ler und vor allem auch alle, die zusammen mit ComTeam in einem Seminar, einer Ausbildung oder in einem anderen Rahmen einem bestimmten Ziel ein großes Stück näher gekommen sind.

Deshalb freuen wir uns sehr darüber, Ihnen heute unser neues Format vorstellen zu können: unseren ComTeam Podcast. Wir werden interessante, lustige, nachdenkliche und vielleicht auch manchmal kuriose Geschichten erzählen und erzählen lassen und damit lebendige Einblicke dazu geben, wie wir arbeiten. Warum wir tun, was wir tun. Wie uns TeilnehmerInnen, Coachees und Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, erleben.

Die erste Folge unseres Podcasts verdanken wir dem facettenreichen und ehrlichen Interview mit Kai Buchwald, Führungskraft im operativen Personalmanagement bei der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH und Teilnehmer der ComTeam Business-Coaching-Ausbildung. Herzlichen Dank dafür!

Sie finden das Interview hier als YouTube-Link und in schriftlicher Version zum Nachlesen.

Viel Freude beim Zuhören, Lesen und mit vielen weiteren ComTeam Podcast Folgen.

Dr. Tanja Haupt: Lieber Herr Buchwald, Sie sind zur Supervision der Coaching-Ausbildung hier. Danke, dass Sie uns im Zuge dessen ein Interview geben. Mit welchem Gefühl sind Sie zu diesem Abschlussmodul gekommen?

Kai Buchwald: Ich hatte mich beim letzten Mal als ein Live-Coach für die Supervision zur Verfügung gestellt – und ich war schon einigermaßen aufgeregt. Weil das ein Format ist, in dem man nicht im geschützten Raum übt, also die Kollegen schon gut kennt. Das sind jetzt tatsächlich fremde Menschen, die man kennen lernt und die man zu coachen und zu beraten versucht. Deshalb bin ich mit einigermaßen großem Respekt angereist.

Auf der anderen Seite hat es mich aber auch sehr gefreut, dass ich mich als Coach zur Verfügung gestellt habe – wegen der Übung. Es ist bewundernswert, mit welcher Eleganz und mit welcher Routine ein Coaching gestaltet werden kann. Das sieht man an unseren Trainern. Das ist auch ein Punkt, der mich beflügelt hat, das auch zu versuchen.

Dr. Tanja Haupt: Ganz banal gefragt: Wie gefällt Ihnen die Ausbildung?

Kai Buchwald: Ich denke, dass die Ausbildung mir ermöglicht, sich fernab vom Alltag mit Themen zu beschäftigen, die man im Alltag ganz leicht selbst verdrängt. Themen, bei denen es darum geht, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Im Sinne: Was ist eigentlich meine Haltung? Wie trete ich anderen Menschen gegenüber?

Wenn man sehr stark im Job eingebunden ist und sich zusätzlich selbst viel Freizeitstress auferlegt, z. B. viel Sport zu treiben und die restliche Zeit zu nutzen, um in der Weltgeschichte herumzureisen, dann ist es leicht, zu sagen: Ich beschäftige mich nicht mit mir selbst, weil ich dafür gar keine Zeit habe. Hier bei ComTeam ist es anders. Für mich ist es hier Auszeit und gute Gelegenheit zugleich, sich mit mir zu beschäftigen und sich auch den unangenehmen Fragen im Leben zu stellen. Sich ganz bewusst darauf einzulassen. Um es zusammenzufassen: Am Anfang war das ungewohnt. Mittlerweile genieße ich es aber, wenn ich hier bin. Für mich ist es ist wirklich eine sehr, sehr gute Ausbildung.

Es geht hier darum, sich wirklich mit sich selbst zu beschäftigen, wirklich herauszufinden: Was ist mir wichtig? Wo soll es in den letzten Jahren des Berufslebens hingehen?

Dr. Tanja Haupt: Wenn wir mehr ins Detail gehen: Warum haben Sie sich genau für eine Business-Coaching-Ausbildung entschieden?

Kai Buchwald: Meine Frau hat mir geraten, dass ich das tun soll (lacht). Ich habe mich davor nicht so sehr mit diesem Thema beschäftigt, habe mich dann aber schlau gemacht, auch Kollegen gefragt, die eine solche Ausbildung schon gemacht haben.
Der ausschlaggebende Punkt war: Ich bin jetzt 20 Jahre im Job und bin in dem, was ich mache, ganz erfolgreich. Aber ich habe mich gefragt, ob ich mich wirklich schon einmal hinterfragt habe. Ob es sich nicht lohnt, von außen drauf zu schauen, ob in diesem Flow, in dem man sich befindet, noch alles so stimmt. Meine Frau, die sich mit diesem Thema auch beschäftigt hat, hat mir geraten: Versuche doch mal rauszufinden, ob es nicht möglicherweise noch etwas anderes im Leben gibt. Genau um so etwas geht es hier.

Es geht hier nicht so sehr darum: Ich will jetzt unbedingt ein Business-Coach werden. Sondern sich wirklich mit sich selbst zu beschäftigen, wirklich rauszufinden, abseits vom Alltag: Was ist mir wichtig? Was soll es denn noch werden in den letzten Jahren des Berufslebens? Ist es das jetzt? Das ist der Grund, warum ich diese Ausbildung angefangen habe.

Dr. Tanja Haupt: Sie arbeiten im operativen Personalmanagement bei der Deutschen Bahn: Welche Elemente der Ausbildung sind für Ihre Position besonders wertvoll?

Kai Buchwald: Genau. Ich bin im operativen Personalmanagement der Instandhaltung der Bahn tätig und führe 12 Personalleiter, die auch wieder ein großes Aufgabengebiet und einen großen Verantwortungsbereich haben. Jeweils ca. 500 bis 1000 Mitarbeiter. Im Wesentlichen geht es um die Frage, und das ist der entscheidende Punkt dieser Ausbildung: Mit welcher Haltung trete ich diesen Kollegen gegenüber? Wie führe ich die Kollegen? Wie viel Handlungsspielraum lasse ich ihnen? Wie wichtig ist mir, was meine Kollegen tun? Generell: Mit welcher Haltung möchte ich das Thema Führung betrachten? Das, was ich hier gelernt habe, hat mich an der einen oder anderen Stelle zum Nachdenken gebracht. Ich glaube auch auf Basis dessen, was ich als Feedback bekomme – wir haben Feedbackschleifen bei uns im Unternehmen – glaube ich, dass mir das schon sehr viel gebracht hat.

Das Wort MUSS ist das Entscheidende. Es muss dieses gemacht werden, es muss jenes gemacht werden. Gibt es nicht noch andere Möglichkeiten?

Dr. Tanja Haupt: Gab es für Sie einen besonderen „Aha-Moment“ in der Ausbildung?

Kai Buchwald: Ja. Der Aha-Moment war wohl – im Übrigen habe ich das auch bei Kollegen wahrgenommen, mit denen ich die Ausbildung mache – mir die Frage zu stellen (was ich früher nie getan habe) und in Reflexion zu gehen: Ist das, was ich jetzt tue, das Richtige? Gibt es auch noch andere Dinge? Andere Herangehensweisen, andere Möglichkeiten?

Das heißt nicht, dass ich einen anderen Job machen will. Sondern: Kann ich meinen Job auch anders machen? Es war keine bestimmte Situation, in der es „Klick“ gemacht hat – das hat sich im Laufe der einzelnen Module entwickelt: die eigene Haltung zu reflektieren und über sich selbst nachzudenken. Einen anderen Blick zu bekommen und nicht nur im getriebenen Alltag Dinge abzuarbeiten. Damit meine ich nicht nur die Arbeit. Klar, die muss gemacht werden. Aber: Es muss auch der Sport gemacht werden, es müssen die Reisen gemacht werden. Immer: Es muss dies, es muss das.

Warum? Das Wort MUSS ist hier das Entscheidende. Gibt es nicht noch andere Möglichkeiten? In diese Fragestellungen reinzukommen, die durchaus nicht immer angenehm sind, die aber wichtig sind im Leben, das war schon ein sehr großer Mehrwert dieser Ausbildung.

Ein unheimlicher Gewinn: Mit Menschen zu arbeiten, denen es ähnlich geht. Es tut gut, dass man mit seinen Themen nicht alleine ist. Den Erfahrungsschatz ganz verschiedener Menschen in der Gruppe zu nutzen, um in eine gemeinsame Reflexion zu kommen.

Dr. Tanja Haupt: … und dann kommt man in einer solchen Ausbildung auch oft an innere Widerstände …

Kai Buchwald: Absolut. Nicht-Hinschauen, nicht hinschauen wollen; vorzuschieben, dass man ja so viel zu tun hat, ist hier nicht möglich. Wichtig ist, dass man sich überhaupt darauf einlässt. Der zweite Punkt ist, sich tatsächlich zu zwingen hinzuschauen: Wie agiert man und ist das alles wirklich so, wie es sein sollte?
Dazu wird man hier gezwungen – wenn man sich darauf einlässt. Manche lassen sich mehr darauf ein, manche weniger. Ich habe am Anfang auch Zeit gebraucht. Als es darum ging, eigene Fälle einzubringen, waren die Fälle am Anfang bei mir relativ banal, weil ich mich nicht getraut habe. Aber das Setting dieser Ausbildung – man macht die Aufbauseminare immer mit den gleichen Leuten – hat schnell dazu geführt, dass man wesentliche Punkte von sich einbringt.

Das ist ein unheimlicher Gewinn: Mit Menschen zu arbeiten, denen es ähnlich geht. Es tut gut, dass man mit den Themen nicht alleine ist. Den Erfahrungsschatz dieser ganz verschiedenen Menschen zu nutzen, um eine Reflexion zu bekommen.

Dr. Tanja Haupt: Drei Methoden oder Erkenntnisse, die Sie besonders überrascht haben?

Kai Buchwald: Was mich überrascht hat: dass man in einer Coaching-Situation, wenn man bestimmte Prozesse einhält – das gilt für mich selbst und für den Coachee – wirklich auf des Pudels Kern kommen kann. Dass es Tools gibt, mit denen man natürlich auch durch Erfahrung, aber auch durch bestimmte Fragetechniken herausfinden kann, was das Thema ist.

Es geht darum, nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, sondern wirklich in die Themen reinzukommen. Was ich am meisten bewundere ist, mit welcher Leichtigkeit man so ein Gespräch gestalten kann – wenn man die Erfahrung hat – um auf die wesentlichen Punkte des Gegenübers zu kommen. Das finde ich schon beeindruckend.

Dr. Tanja Haupt: Und auch das Gegenteil: Gab es einen Teil, den Sie überarbeiten oder umgestalten würden?

Kai Buchwald: Da fällt mir auf die Schnelle nichts ein. Ich finde die Kombination aus den Grundseminaren sehr interessant, in denen man mit bestimmten Fragestellungen anschaut, z. B. wie geht man mit Macht um, welche Verhaltenstypen gibt es.

Erst mal Grundlagen schaffen und dann im Aufbauseminar mit den gleichen Leuten sehr viel zu üben, immer wieder darauf zurück zu greifen, das finde ich vom Setting her sehr, sehr gut. Vielleicht gibt es Nuancen, aber nicht Entscheidendes. Ich finde die Ausbildung so, wie sie gestaltet ist, sehr gut.

Gerade in Führungspositionen in Unternehmen spüre ich, dass sich massiv etwas verändert. Dass genau solche Dinge wie das Hinterfragen der eigenen Haltung und des eigenen Handelns entscheidend werden. Deshalb glaube ich, dass das, was hier passiert, jede Führungskraft machen sollte.

Dr. Tanja Haupt: Welchen Weg möchten Sie mit Ihrer Zertifizierung als Coach einschlagen? Was möchten Sie für sich in Ihrem beruflichen Setting ändern?

Kai Buchwald: Das ist eine gute Frage – die kann ich so noch gar nicht beantworten. Ich glaube, dadurch, dass man sich mit der eigenen Haltung beschäftigt, kann man sehr viel für den eigenen Beruf rausziehen. Da geht es wirklich um Haltungsfragen. Höre ich denn wirklich, wenn einer meiner Personalleiter etwas sagt? Wenn ich mir früher gedacht habe: Jetzt kommt er schon wieder mit diesem Nerv-Thema. Ich will es eigentlich gar nicht hören und habe schon wieder abgeschaltet. Höre ich da wirklich zu?
Mir ist klar geworden, dass die Menschen, die mir das sagen, das ganz genau spüren. Sie spüren genau, was ich tue. Damit gehe ich jetzt sehr viel bewusster um und schaue auf mich selbst. Ich mache sicherlich nicht alles perfekt, aber mir ist klarer, warum bestimmte Reaktionen kommen. Und welchen Anteil ich an dieser Reaktion habe – das ist mir sehr viel deutlicher geworden.

Gerade in Führungspositionen in Unternehmen, wo sich durchaus verschiedene Typen tummeln – vom alten Patriarchen, der dieses ganze Setting wahrscheinlich für überflüssig hält, bis zu moderneren, bisschen jüngeren Kollegen, die sich da sehr stark drauf einlassen – spüre ich, dass sich da massiv was verändert. Dass genau solche Dinge wie das Hinterfragen der eigenen Haltung und des eigenen Handelns entscheidend werden. Deshalb glaube ich, dass das, was hier passiert, jede Führungskraft machen sollte.

Dr. Tanja Haupt: Fast schon ein schönes Schlusswort, trotzdem nochmal als Bitte für Sie: Abschließend betrachtet – in der Retrospektive: Was hat Ihnen die Business-Coaching-Ausbildung mit auf den Weg gegeben? Sie haben eine Streichholzlänge Zeit.

Kai Buchwald: Erstens: Ich habe ganz, ganz tolle Menschen kennengelernt, die mich inspiriert haben, ich habe viel über mich selbst gelernt. Ich habe gelernt darauf zu achten, wie ich selbst agiere und handele.

Das ist ein ganz, ganz großes Geschenk.