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Eine der Veränderungen, der wir im Zusammenhang mit Kulturänderungen in Unternehmen häufiger begegnen, ist der Wunsch und die Notwendigkeit, auch bewusst und aktiv die Führungskultur anzupassen. Eine Herangehensweise ist hierbei die Suche nach den Konzepten, die validiert zu einer guten Leistung von Mitarbeitern beitragen sollen und zugleich zu den Aussagen von der Strategie und Mission passen könnten.
In diesem Zusammenhang wird in vielen Unternehmen die transformationale Führung als eine der geeigneten Konzeptionen verfolgt oder in Betracht gezogen. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich eine Führungsbeschreibung, die Mitarbeiter für die Mitführung ermutigen (transformieren) soll. Sie hat ihre Wurzeln in der transaktionalen Führung.
Für Mitarbeiter und Führungskräfte gestaltet sich aber nicht nur der Name als sperrig. Die vier Handlungsstränge der transformationalen Führung bereiten in ihrer offenen wertebezogenen Beschreibung keinen klaren Handlungsrahmen. Im Gegensatz zu Konzepten wie dem „Situativen Führen“ (Hersey und Blanchard, 1972, 2007), gibt es eben keine Ableitung wie „für die Aufgabe und Mitarbeiter A, eignet sich folgendes Führungshandeln“ .
Wenn dann noch die transformationale Führung als Gegensatz zu der als gut befundenen und jahrelang erlebten transaktionalen Führung (Tausch von Leistung und Gegenleistung) gesehen wird, dann werden schnell die Möglichkeiten verkannt.
Daher der Versuch einen anderen Namen zu finden für etwas, das Erfolg verspricht und das von den angesprochenen Werten gut zu dem passt, was Führung persönlich und klar werden lässt. Wie wäre es mit „Gemischtes Führen“? Klingt auch noch nicht sexy, aber im englischen würde es schon besser gehen – „Blended Leading“ .
Was ist damit gemeint? Schon in den Ausführungen von Bass und Avolio (1995) wird klar, dass transformationales Verhalten von Führungskräften auch in der transaktionalen Führung einem bemerkenswerten Anteil aufweist. Die Veränderung hin zu mehr blended leading ist also gar nicht ein Entweder/Oder, sondern eine auf die Aufgaben und den Kontext bezogene Ausrichtung: Also kein Gegensatz, sondern eine Weiterführung und Erweiterung. Es kann also in einem Unternehmen Aufgaben und Arbeitsplätze geben, die eine verstärkte Ausprägung von transaktional in Sinne von Ziele definieren, Leistung bewerten und entsprechend entlohnen aufweisen, ohne dass eine Veränderung hin zu mehr blended leading in Frage steht. Das ist es auf der einen Seite, was das „Mischen“ ausmacht.
Auf der anderen Seite waren es die vier Haupthandlungsstränge, die für die transformationale Führung benannt werden.
- Authentisch Vorleben
- Begeistern und Sinn stiften
- Anregen und Einbinden
- Individuell Fördern
Auch hier wird bei näherer Betrachtung schnell klar, daß diese je nach Aufgabengebiet unterschiedlich in der Ausprägung sein können. So kann von einem Werksleiter ein anderes Mischungsverhältnis der vier Handlungsstränge zu seinen direkten Mitarbeitern erwartet werden als zu der gesamten Belegschaft.
Führung ist eben stets fluide in dem was passend und förderlich sein kann und eine Mischung von Handlungen, die Beliebigkeit verringert.
Und da es bei den Herausforderungen von Veränderungsprozessen passend erscheint Selbstverantwortung und Selbstführung zu stärken – hier ein klares JA zu mehr „blended leading“.
Wie ist Ihre Meinung?
- Situativ Führen – eine Führungsgeschichte der Reifegrade - 5. September 2017
- Konsens finden in Gruppen - 7. September 2016
- Change in Führung - 14. September 2015
Zugegeben, der Begriff „transformationale Führung“ ist sperrig, aber ein neuer Name macht das Führen nicht leichter und zu einem besseren Verständnis führt die neue Kreation „Blended leading“ nicht. Im Gegenteil, mit „Blended leading“ assoziiere ich eine Mischung von IT unterstützter Interaktion mit persönlicher Kommunikation. Das führt also völlig auf den Holzweg.
Warum belassen wir es nicht bei dem schwierigen Namen und richten mehr Augenmerk darauf, wie wir Führungskräfte dabei unterstützen können, ein reifes und flexibles Führungsverständnis und -verhalten zu entwickeln. Wobei aus meiner Sicht hierbei der Weg das Ziel ist. Eine Organisation sollte den Mut haben, sich auf den entsprechenden Weg zu begeben.
Ich finde den Ansatz sehr interessant und zeitgemäß. Im Unternehmensalltag allerdings nicht so einfach zu vermitteln. Die Führungskräfte und Mitarbeiter wollen oft einen Rahmen vorgegeben bekommen.
„Führung ist eben stets fluide in dem was passend und förderlich sein kann und eine Mischung von Handlungen, die Beliebigkeit verringert.“ Fluide ja, Verringerung von Beliebigkeit heißt für mich, jeder findet seinen eigenen Führungsstil, ist ok, Wo macht sich der allgemeine Rahmen fest, über die Aufgaben? Für jedes Projekt, jeden Bereich wird definiert, was er hier unter Führung verstanden wird?
Wäre sinnvoll. Im Unternehmensalltag erlebe ich es leider als Regel, dass man sich im Team nicht darüber austauscht, welches die gemeinsamen Regeln sind. Es wird einfach gemacht, das kann zu vielen Frustrationen führen.