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Die Frage nach meinem Lieblingsmodell bei Veränderungsprozessen ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wir haben viele Grafiken und Modelle, die ich gerne und oft einsetze. Wenn ich aber meine Projekte in 2014 betrachte, kann ich doch eine eindeutige Wahl treffen:
Die vier Zimmer der Veränderung.
An dieser Stelle soll nicht das Modell im Detail beschrieben werden. Das Modell stammt urspünglich von Claes Janssen und Paul Kirkbride; eine gute Beschreibung finden Sie im Buch „Change Tools“ von Armin Rohm.
Vielmehr möchte ich darstellen, woher die eindeutige Wahl kommt, wie ich das Modell nutze und was es aus meiner Sicht so mächtig macht.
Im Jahr 2014 habe ich viele Führungsteams im Rahmen von eintägigen Change-Workshops begleitet und dies meist bei gravierenden und umfangreichen Veränderungsvorhaben. Die Zielgruppe „Sandwich-Führungskraft“ sollte hierbei besonders im Fokus stehen: Wie diese Führungskräfte ihre eigenen Mitarbeiter einbinden, ist ein essentieller Erfolgsfaktor für Change und die Multiplikatoren-Wirkung für uns Change-Berater ist enorm: Man arbeitet gut mit den Führungskräften und erreicht damit – zumindest größtenteils – auch eine Wirkung auf alle Mitarbeiter. Zudem sind die Anforderungen an diese Zielgruppe durchaus herausfordernd: Oftmals selbst von dem Wandel betroffen – sollen sie emphatisch auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen um gute Gestaltungsspielräume zu finden und gleichzeitig die Unternehmensinteressen im Blick haben, um die Veränderungen durchzusetzen. Dies ist natürlich nur ein Bruchteil des modernen Anforderungsprofils einer „Sandwich-Führungskraft“…
In eben solchen Workshops arbeiten wir idealerweise mit homogenen Führungsteams (z.B. alle Führungskräfte aus einem Bereich oder Ressort). Hierbei nutze ich die vier Zimmer der Veränderung gerne als inhaltlichen Einstieg. Ich stelle das Modell vor, lege 4 Moderationskarten auf den Boden, um die Räume abzugrenzen und lasse die Teilnehmer dann in die entstandenen „Räume“ stellen: Mit Blick auf unsere Veränderung, in welchem Raum befinden Sie sich derzeit? Allein schon das Aufstellen ist eine wunderbare Intervention, die Transparenz über die Befindlichkeiten in der aktuellen Situation herstellt. Nachdem alle Teilnehmer ein kurzes Statement zu ihrem Standpunkt abgegeben haben, kann man den sich lösenden Druck im Team förmlich spüren. „Ich bin als Führungskraft auch noch nicht soweit und darf dies auch sagen!“ und ähnliche Aussagen hört man dann oder kann sie sich zumindest denken. In weiteren Verarbeitungsschritten lässt sich gut analytisch ableiten, wo die eigenen Mitarbeiter stehen, was diese brauchen und welche Maßnahmen sinnvoll sind. Fast schon als Abfallprodukt wird das Team im gemeinsamen Zusammenhalt gestärkt – durch den offenen Austausch zu den wirklich relevanten Themen…
Und jetzt nochmals ganz konkret, was ich an dem Modell und den beschriebenen Verarbeitungsschritten so schätze:
- Stellt Transparenz über die eigenen Bedürfnisse und Interessen her
- Ist sehr pragmatisch in der Anwendung (vier Moderationskarten und ein Stift reichen vollkommen…)
- Ist erlebnisorientiert und macht dadurch typische Phasen und deren Stimmungen erfahrbar
- Stärkt das Team
- Macht die „eigentlichen Themen“ besprechbar
- Bietet einen intuitiven Zugang (und nicht so kognitiv wie beispielsweise die Change Curve)
- Macht in der Moderation einfach Spaß…
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