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Und die Mehrheit war für den Brexit. Nun ja, zumindest hat die Mehrheit dafür gestimmt und damit ist es abgemacht. Ob diese Abstimmung nun den besten Weg beschreibt, den viele gut mitgehen können, ist damit nicht gesagt. Wir haben uns fast daran gewöhnt, dass Mehrheiten für etwas als die beste und einzige Möglichkeit angesehen werden, um in Gruppen Entscheidungen zu treffen. Sogar relative Mehrheiten haben oft den Anspruch, unumstößlich zu sein.
In einem Team, das gemeinsam eine Entscheidung treffen will, werden Optionen und Lösungsvorschläge vorgestellt. In diesem Beispiel sollen es Optionen für eine Büroumgestaltung sein. Nachdem alle Kommentare, Statements und Fakten natürlich ganz sachlich vorgetragen wurden und jedem klar ist, wer für welche Option kämpft, wird abgestimmt. Siehe da, eine Option hat eine, wenn auch kleine, relative Mehrheit. Wenn es nun an die Umsetzung gehen soll, stellt sich jedoch heraus, dass einige aus dem Team das Ergebnis torpedieren, dagegen arbeiten, Unterstützung versagen.
Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, sind Sie ganz bestimmt nicht alleine (mag sein sogar in der Mehrheit).
Lassen wir das Team einmal einen anderen Weg ausprobieren: Wieder werden Lösungsvorschläge und Optionen gesammelt, in Vielfalt und kreativ. Dieser Schritt mag ja im ersten Beispiel auch so gelaufen sein, bei dieser Entscheidungsfindung ist es jedoch wichtig, dass alle Lösungsvorschläge erst einmal gleichberechtigt nebeneinander ihren Platz haben und nicht schon diskutiert und kommentiert werden. Ziel ist es, gute Lösungen zu finden und nicht um die Zustimmung für meine bevorzugte Lösung zu kämpfen. Nun können alle im Team die Lösungen bewerten mit einer Skala von 0 für „kein Widerstand“ bis 10 „lehne ich entschieden ab“. Es werden somit auch die Lösungsvorschläge sichtbar, die erheblichen Widerstand im Team erzeugen würden. Die Vorschläge, die den geringsten gemeinsamen Widerstand haben, können den besten Konsens darstellen.
Diese Methode wird als systemisches Konsensieren (Siegfried Schrotta; Erich Visotschnig) bezeichnet und kann bei kleinen Gruppen, aber auch digital unterstützt mit sehr großen Gruppen, durchgeführt werden.
Bei kontroversen Entscheidungen kann somit das Konfliktpotenzial reduziert werden – und wer weiß, wie es dann mit dem Brexit ausgegangen wäre.
Wie ist Ihre Meinung?
- Situativ Führen – eine Führungsgeschichte der Reifegrade - 5. September 2017
- Konsens finden in Gruppen - 7. September 2016
- Change in Führung - 14. September 2015
Interessanter Input. Kann ich unmittelbar in einem Projekt anwenden. Danke Rainer.