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Wir befinden uns im 20. Jahrhundert. Bürger kämpfen strebsam für den Frieden in Vietnam. Studenten protestieren im großen Stil, die 68er feiern sexuelle Freiheit und viele zweifeln an einer lebenswerten und nachhaltigen Zukunft der Menschheit. Ein Jahrhundert von Protest, Widerstand und Revolution. Ein Jahrhundert der Perspektivwechsel und der Suche nach Lösungen. Die zentrale Erkenntnis: Veränderungen mit Beteiligung begegnen.
Seitdem hat sich das strategische Denken verändert. Veränderungen werden als wiederkehrend und der erfolgreiche Umgang damit als essentiell für den Unternehmenserfolg anerkannt. Heute wie damals stellt der Umgang mit Veränderungen eine große Herausforderung dar und nicht selten führen Veränderungen zu Widerstand bei den Betroffenen. Davon abgesehen ist der Wunsch nach Veränderungen in Politik, Wirtschaft und im Privaten gleichermaßen seit jeher aktuell.
Lösungsansätze vs. Realität
Um angemessen und effizient mit Veränderungen umzugehen, entstanden beispielsweise die Organisationsentwicklung, die Prozessberatung und die Moderationsmethode. Ziel war es, Gruppen von Menschen angemessen an Veränderungsprozessen zu beteiligen. Methoden wie Feedbackrunden, Quality Circles und Workshops entstanden und was es auslöste, wirkt bis heute: Durch eine professionelle Beteiligung werden die Erfahrung und die Verantwortungsbereitschaft der Teilnehmer aktiviert. Es resultieren gute Ergebnisse – und Mitarbeiter fühlen sich wertgeschätzt und sind zufrieden. Es wird nicht nur für die Qualität der Lösung gesorgt, sondern auch für die Akzeptanz.
Leichter gesagt, als getan! Die unternehmerische Realität sieht anders aus – die Organisationsentwicklung kämpft. Beteiligung Einzelner und von Gruppen gelingt selten auf professionellem Niveau und wird oft nur widerwillig inszeniert. Dadurch wird die Begegnung auf Augenhöhe verhindert und dem Wunsch nach mehr Mitsprachemöglichkeiten nicht entgegengekommen. Widerstand ist garantiert und das Projekt steht auf dem Spiel.
Sollten wir uns nicht manchmal an das erinnern, was wir bereits wissen? Beispielsweise könnten die oben angesprochenen Workshops veranstaltet und professionell moderiert werden. Eine Stütze hierbei könnten die Arbeitsweisen des Quickborner Teams darstellen und die daraus entwickelte Moderationsmethode – geeignet auch für große Gruppen. Die Moderationsmethode wurde als Standardwerk niedergeschrieben und erweist vielen ModeratorInnen nützliche Dienste.
„Think global, act local“ – Zufriedenheit und Komplexität
Schon in den 70er Jahren mussten Unternehmen sich darum bemühen, eine attraktive Arbeit zu gewährleisten und ein attraktives Unternehmen darzustellen. Heute befinden wir uns in einer ähnlichen Situation. Werden Mitarbeiter unbefriedigend beteiligt, wird langfristig sowohl die Tätigkeit als auch das Unternehmen unattraktiv. Sehen Sie Beteiligung als Möglichkeit, dem entgegenzuwirken?
Beteiligung ist nicht nur für die Zufriedenheit der Mitarbeiter wichtig, sondern auch um Komplexität zu managen. Der Club of Rome setzte sich das Ziel, auf globaler Ebene für Nachhaltigkeit zu sorgen. Sein Leitsatz: „Think global, act local“. Für ihn war es wichtig, globale Wechselwirkungen und komplexe Zusammenhänge zu verstehen und dabei lange Zeiträume zu betrachten. Um diese Aufgabe sowohl hinsichtlich inhaltlicher wie sozialer Komplexität zu meistern, nutzte er das kollektive Wissen einer multidisziplinären Expertenrunde. Diese Vielfalt, die auch durch Beteiligung in jedem Unternehmen gewährleistet werden kann, war die Voraussetzung beim Club of Rome zur Bewältigung von Komplexität.
Nicht nur Veränderung ist wiederkehrend sondern auch der Anspruch auf professionelle Beteiligung. Nur dadurch können Unternehmen in der sich wandelnden Wirtschaft bestehen, Komplexität meistern und ihre Mitarbeiter binden. Menschen wollen mitsprechen, mitdiskutieren und sich gesehen fühlen – v.a. dann, wenn es darum geht, Entscheidungen mitzutragen und selber umzusetzen. Daran wird sich nichts ändern. Welche Potentiale sehen Sie in der Beteiligung von Mitarbeitern und wieviel Beteiligung ist aus Ihrer Sicht „gesund“ für die gesamte Organisation?
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