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Dass eine angemessene Beteiligung bei Veränderungsprozessen einer der Schlüssel zum Erfolg ist, hat jeder schon einmal gehört. Und auch ComTeam wird nicht müde, zu erklären, dass es „ohne“ nicht geht. Welche Sorgen, Fantasien und „innere Filme“ mit dem Ruf nach Beteiligung bei Führungskräften angetriggert werden, hat Georg Wolfgang in seinem Blog-Beitrag bereits skizziert.

 

An dieser Stelle will ich anhand eines Praxisbeispiels beschreiben, wie Beteiligung gut gelingt. Ein Kernthema bei der Beteiligung sollte im Auge behalten werden: Unbedingte Klarheit über den Grad der Beteiligung. Viel zu häufig bleibt völlig im Unklaren, auf welcher der in der Grafik (oben) ersichtlichen Stufe denn Beteiligung passieren soll. Die Folge: Die zur Beteiligung Eingeladenen erwarten einen hohen Grad an Beteiligung. Auch, wenn dies ursprünglich gar nicht geplant ist. Nur: Wenn es nicht klar und deutlich gemacht wird, geht jeder davon aus, dass der Beteiligungsgrad, den man sich selber wünscht, herbeigeführt wird. Und wird anschließend leider häufig enttäuscht. Diejenigen, die zur Beteiligung einladen, tun daher gut daran, diese Klarheit her zu stellen. Und erlangen oftmals dadurch gerade selber Klarheit.

In unserem Beispiel wurde im Rahmen einer Strategieentwicklung der Führungskreis erstmalig einbezogen. Es handelte sich um einen „Blick in die Werkstatt“, bei dem ein erstes Sounding zu strategischen Leitsätzen eingeholt werden sollte.

Der Grad der Beteiligung, nämlich „Stellung nehmen“ wurde mit Bedacht sehr deutlich und mehrfach im Vorfeld kommuniziert. Es ging darum, die Passung der strategischen Sätze zu reflektieren, nicht aber die dahinter stehende inhaltliche Ausrichtung. Diese war gesetzt.

Das Sounding erfolgte an Marktständen, die jeweils von einem Mitglied der Geschäftsführung betreut und vorgestellt wurden. Die Führungskräfte gingen als „Besucher“ wie in einer Vernissage von Stand zu Stand, ließen sich informieren und gaben Rückmeldung. Zum Rückmeldung-Geben ist nun entscheidend, die richtigen Prozessfragen zu stellen. Diese lauteten in diesem Fall:
„Welche Anmerkungen, Fragen und Ergänzungen gibt es?“
„Ist die Botschaft griffig und klar?“
„Wie ist die Passung des strategischen Satzes zur übergeordneten Gesamtstrategie und Vision?“

Alle Rückmeldungen zu diesen drei Prozessfragen wurden mit visualisiert. Die Beteiligten erlebten während der Vernissage unmittelbar durch die Visualisierung, dass ihre Rückmeldungen Gehör gefunden haben. Anschließend wurde im Plenum präsentiert, was die nächsten Schritte sind und wie mit den Anmerkungen und Rückmeldungen umgegangen wird. Außerdem erhielten die Führungskräfte eine spontane erste Rückmeldung der Geschäftsführung, was aus deren Sicht hinsichtlich der Inhalte doch noch geändert oder ergänzt werden muss. Auch das war wiederum ein vertrauensbildender Schritt. Der natürlich nur dadurch dauerhaft gewirkt hat, dass das hier Versprochene anschließend auch tatsächlich eingehalten wurde.

Nicole Detambel

Geboren 1968, seit 2012 tätig als Beraterin und Trainerin bei der Comteam Academy und Consulting. Ich arbeite schwerpunktmäßig mit Führungskräften in Veränderungsprozessen. Die Herausforderungen dieser Rolle kenne ich von beiden Seiten: In der Vergangenheit selber als Führungskraft in Unternehmen MitarbeiterInnen durch den Change zu belgeiten und nun Unternehmen in diesem Prozess einfühlsam und kompetent zu beraten. Wenn es gelingt, die vermeintlichen „Soft-Themen“ im Change in ihrer Bedeutung auch im business-Kontext besprechbar zu machen, ist dies immer eine große Motivation für mich. Und meine therapeutische Weiterbildung ist mir dabei sehr nützlich. In meiner Arbeit treffe ich immer wieder auf neue Persönlichkeiten und unterschiedliche Unternehmen mit ihrer jeweils einzigartigen Kultur. Dafür braucht es Neugier, Einfühlungsvermögen und schnelle Orientierung in unterschiedlichen Kontexten.

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