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Das Handelsblatt veröffentlichte am 28.8. einen interessanten Artikel mit dem Titel „Wenn Arroganz gut für die Karriere ist“. www.handelsblatt.com/unternehmen/beruf

Er beschreibt, dass arrogantes Auftreten von Führungskräften nicht nur in vielen Firmen beobachtbar ist sondern auch, dass es durch die Unternehmenskultur befördert wird. In hierarchischen Kulturen sei es eher häufig anzutreffen und umgekehrt wäre in egalitären Kulturen die arrogante Führungskraft eher ein Sonderling. Der Leser, der das Kulturprofil eines Unternehmens durch den Kulturprofil-Indikator kennt, kann das jetzt hinsichtlich des beobachteten Verhaltens gleich überprüfen. Gibt es bei Ihnen diese arroganten Führungskräfte und wie leicht haben sie es in der Organisation?

Und genau so, wie wir ComTeamer gerne daran erinnern, dass jedes Verhalten seinen guten Grund hat, nennt der Artikel gut nachvollziehbare Gründe für arrogantes Auftreten. Arroganz sei eine Form des Umgangs mit ständigen Anfeindungen und Auseinandersetzungen. Nur so könne eine Führungskraft all dem standhalten, ohne zusammenzubrechen. Arroganz kann man also gewissermaßen auch als Coping-Mechanismus (Bewältigungsmechanismus) sehen und das wiederum lädt zu einem versöhnlicheren Blick auf arrogantes Führungskräfteverhalten ein.

Zum Schmunzeln gebracht hat mich ein Instrument, das den weiblichen Führungskräften, die zu wenig Arroganz an den Tag legen, zu mehr Erfolg verhelfen soll. Dazu gibt es – Frauen hört her – Arroganztrainings für Frauen. Das hat mich zunächst sehr zum Lachen gebracht. Es ist so ähnlich wie Führungskräfte, die Entscheidungen zu zögerlich treffen, zum Entscheidungstraining zu schicken. Da unser Verhalten jedoch nun mal kontext-gesteuert ist, wird auch der Entscheidungsfreudigste in einer Unternehmenskultur, die sehr risikoavers ist, in der also Absicherungsmentalität und Angst herrschen, den Teufel tun und mutig Entscheidungen treffen. Denn er kann dort wohl kaum damit rechnen, dass dieses Verhalten honoriert wird und wird eher auf viele Schwierigkeiten stoßen.

Es wäre spannend zu sehen, wie es den Frauen ergeht, die in solchen Trainings feststellen, dass sie auch solche Anteile in sich tragen und diese nun im Unternehmensalltag zeigen. Vielleicht scheitern sie damit gnadenlos, da die Kultur sehr männlich geprägt ist. Oder aber sie scheitern, weil die Kultur genau weiblich geprägt ist und ein eher männlich konnotiertes Verhalten einer Frau fremd ist. Vielleicht aber auch konsterniert sie ihre männlichen Führungskräfte-Kollegen zunächst und gehört ab dann mit „zum Club“. Ach, bei all diesen Varianten lobe ich mir doch die Kulturen, die auch ohne Arroganz auskommen.

Wie sehen Sie das? Was sind Ihre Erfahrungen liebe Leserinnen und Leser?

Nicole Detambel

Geboren 1968, seit 2012 tätig als Beraterin und Trainerin bei der Comteam Academy und Consulting. Ich arbeite schwerpunktmäßig mit Führungskräften in Veränderungsprozessen. Die Herausforderungen dieser Rolle kenne ich von beiden Seiten: In der Vergangenheit selber als Führungskraft in Unternehmen MitarbeiterInnen durch den Change zu belgeiten und nun Unternehmen in diesem Prozess einfühlsam und kompetent zu beraten. Wenn es gelingt, die vermeintlichen „Soft-Themen“ im Change in ihrer Bedeutung auch im business-Kontext besprechbar zu machen, ist dies immer eine große Motivation für mich. Und meine therapeutische Weiterbildung ist mir dabei sehr nützlich. In meiner Arbeit treffe ich immer wieder auf neue Persönlichkeiten und unterschiedliche Unternehmen mit ihrer jeweils einzigartigen Kultur. Dafür braucht es Neugier, Einfühlungsvermögen und schnelle Orientierung in unterschiedlichen Kontexten.

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