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SANTANA

SANTANA Konzertplakat, Quelle: wikimedia

Die 70er Jahre sind geprägt von steigendem Wohlstand, wachsendem Konsum und Tourismus. Gleichzeitig brechen Traditionsindustrien zusammen und lassen die erste Welle von Dauerarbeitslosigkeit entstehen. Eine tiefgreifende Strukturkrise verändert den Arbeitsmarkt und das industrielle System Westeuropas. Zechen, Werften, Fabriken der Textilindustrie geraten in Krisen. Die alte mechanisch- manuellen Welt geht langsam unter und die mikroelektronisch gesteuerten Industrien beginnen sich zu entfalten. Die Ölkrise 1973 und eine weltweite wirtschaftliche Wirtschaftskrise verschärften diese Situation.

Die Geburtstunde der RAF und die Geiselnahme israelischer Sportler durch palästinensische Terroristen setzen den Beginn eines neuen internationalen Terrorismus, der 1977 im sogenannten „ Deutschen Herbst“ seinen Höhepunkt fand. Ende der 70er Jahre werden in ganz Europa grüne Parteien gegründet. Alice Schwarzer startet im Stern die Kampagne „ Mein Bauch gehört mir“. Die Frauenbewegung läuft Sturm gegen den § 218 der 1974 im Bundestag verabschiedet wurde, aber 1976 nach einer Klage beim Verfassungsgericht als „modifizierte Indikationsregelung“ als Kompromisslösung verabschiedet wurde. AIDS wird als epidemische Krankheit erkannt.

IBM

IBM PC und erster Macintosh, Quelle: wikipedia

Die fortschreitende Computertechnologie gipfelte im ersten IBM –PC 1981. !984 stellt Steve Jobs den Apple Macintosh vor. Neue Technologien wie der Anrufbeantworter, Autotelephone, Bildschirmtext und Telefax erobern die Alltagswelt. Computerspiele, Spielkonsolen , Radiorekorder, Walkman, CD-Spieler werden Bestandteil der Jugendkultur der 80er.

Musik: Simon and Garfunkel, Queen, Deep Purple, AC/DC, Rolling Stones, Pink Floyd, Bob Marley, Bruce Springsteen, Led Zeppelin, David Bowie, Bob Dylan, Santana
Amerikanische Präsidenten: Richard Nixon (1969- 1974): Nixon trat im August 1974 zurück, als ihm wegen der Watergate-Affäre die Amtsenthebung drohte. Ihm folgten der Republikaner Gerald Ford (bis 1977) und der Demokrat Jimmy Carter (bis 1981).
Russische Generalsekretäre: Leonid Breschnew (1964 – 1982), Michail Gorbatschow (1985-???
Deutsche Kanzler: Helmut Schmidt ( 1974- 1982), Helmut Kohl ( 1982- 89)


Die Player und ihre Beiträge

Die Geschichte der Familientherapie entwickelt sich vorwiegend ausserhalb der klassischen traditionellen psychoanalytischen und psychiatrischen Institutionen. Viele Vertreter waren Psychoanalytiker und/oder haben in den sechziger und siebziger Jahren in der klassischen Psychiatrie gearbeitet und sich mit Schizophrenie-Forschung beschäftigt. Auslöser für neue Behandlungsinitiativen war ein Erleben die Ohnmacht der Behandlung von Psychosen und Schizophrenie. Alle Therapeuten hatten ähnliche Erfahrungen. Die Behandlung des Patienten in der Klinik und dessen Besserung oder Verschlechterung hatten eindeutig mit dem Verhalten der übrigen Familienmitglieder zu tun.

Virginia Satir (1916 – 1988): Räume für neue Erfahrungen schaffen

Bateson

Virginia Satir, Quelle: Wikipedia

Virginia Satir ist eine der Ur-Mütter der Familientherapie( und eine der wenigen Frauen), die Familienbeziehungen über Kommunikationsmuster körperlich spielen ließ und sie damit ohne Worte erlebbar machte. Berühmt wurde sie mit der Metapher des „Selbstwert-Topfs“. Ihr Credo war: „Nur ein Faktor macht Psychotherapie erfolgreich und effektiv: Wenn der Menschen ein ausreichendes Gefühl für den eigenen Wert hat, sodass sie das Risiko auf sich nehmen kann, etwas Neues zu versuchen.“
Satir versuchte, die Menschen zusammen zu bringen, indem sie zwischen ihren unterschiedlichen Wahrnehmungen vermittelte. Ihr gelang es, in einer sehr lebendigen und umgangssprachlichen Weise, Beziehungen für die Familien erlebbar werden zu lassen. (The Essence Change Video)

Salvator Minuchin (*1921): Patient Familie

S. Minuchin

Salvator Minuchin, Quelle: Wikipedia

Die von ihm entwickelte Strukturelle Familientherapie ermöglichte es den Familien, ihre Probleme im Beisein des Therapeuten zu inszenieren. „Es ist besser, die Familie aufzufordern, selbst zu tanzen, als über das Tanzen zu sprechen.“ Sein Therapieziel war die Familienorganisation in eine gut funktionierende Struktur zu führen. Er sorgte für klare Grenzen zwischen den Generationen, die Auflösung unbewusster generationsüberschreitender Koalitionen und altersangemessene individuelle Übernahme von Verantwortung, Rechten und Pflichten.
Über das Erleben der Kommunikation der Familie können Hypothesen über ihre Struktur und Kommunikationsmuster abgeleitet werden. Minuchin achtete darauf, wer was zum Problem erklärt und wer die Meinungsführerschaft bzw. die Definitionsmacht in der Familie besitzt. Bereits in der Art, wie eine Familie sich im therapeutischen Raum platziert, inszeniert sie sich selbst. Wie teilt sie untereinander die Redezeit auf, wer unterbricht wen, bzw. ergänzt oder kommentiert wen, wer ersucht wen um Erlaubnis oder erbittet Einverständnis, wer leiht wem seine Stimme, wer lässt wen zu Wort bzw. nicht zu Wort kommen und schließlich: Wer spricht direkt mit wem? Über wen wird gesprochen? Die Antworten auf diese Fragen erlauben es dem Therapeuten erste Hypothesen über die Familienstruktur und deren Kommunikationsmuster aufzustellen.
Die Zeichnung einer aus den Beobachtungen abgeleiteten „Beziehungslandkarte“ als diagnostisches Instrument zur Hypothesenbildung, der Umgang mit offenen und verdeckten Konflikten, Rollen und Subsystemen und der Verteilung von Macht und Verantwortung sind bis heute hilfreiche Techniken der Familientherapie, um funktionalere Familieninteraktionen zu etablieren. (VIDEO)

Die Mailänder Schule: Hypothesen, Zirkularität und neutrale Haltung

Mailänder Schule

Selvini Palazzoli, Boscolo und Ceccin, Quelle: centrimaraselvini.it

Selvini Palazzoli, Boscolo und Ceccin sind die wichtigsten Vertreter der Mailänder Schule, die bis heute großen Einfluss auf die Entwicklung der systemischen Therapie hat. Die Mailänder Gruppe versteht Familien als soziale Systeme, die im Laufe ihrer Geschichte, oft über Generationen, bestimmte Regeln entwickeln, die das Zusammenleben ihrer Mitglieder, der Art und Weise ihrer Interaktion, sowie das Erleben und Verhalten der Individuen bestimmen. Ihre Arbeit hat zu wichtigen Leitideen und Techniken für Therapeuten und Berater geführt. Vor allem Ihre Integration der Kybernetik 2. Ordnung und des Konstruktivismus haben neue Interventionstechniken ermöglicht.

Therapeuten befinden sich in einem ständigen Prozess der Hypothesenbildung, vor allem darüber, warum es wichtig und passend ist, dass sich Familienmitglieder auf diese besondere (als schwierig und leidvoll erlebte) Weise verhalten. Dabei ist der neugierige, wertschätzende, interessierte und nicht bewertende Blick des Therapeuten wichtig, der sich seiner Hypothesen bewusst ist und diese immer auch wieder in Frage stellen kann. Die neutrale oder auch allparteiliche Haltung des Therapeuten ermöglicht, sich aus dem „Spiel“ der Familie rauszuhalten und sich nicht mit einzelnen zu verbünden. Somit speist sich die Technik aus einer konsequent wertschätzenden Haltung gegenüber allen Mitgliedern des Systems.
Unter zirkulärem Fragen wird eine Art des Denkens und Fragens des Therapeuten verstanden, die nach Unterschieden sucht und im Dialog mit der Familie erzeugt. Probleme könne von Einzelnen oder der gesamten Familie somit anders gesehen, bewertet und beschrieben werden. Als Technik haben sich die Verschreibung von neuen Familienritualen bewährt, die neue Kommunikation und verändertes Verhalten ermöglichen.

Helm Stierlin (*1926) und die Heidelberger Schule: Systemische Therapie kommt nach Deutschland

Helm Stierlin

Helm Stierlin, Quelle: systemagazin.de

Nach seiner Ausbildung und Arbeit als Psychiater und Psychoanalytiker kehrt Helm Stierlin 1974 nach Deutschland zurück und gründet ein an der Universität Heidelberg angesiedeltes Institut für Familientherapie. 1984 startet Ingeborg Rücker-Embden-Jonasch, Fritz B. Simon, Gunther Schmidt, Gunthard Weber u. a. in enger Kooperation mit Kollegen der Mailänder Schule sowie mit Paul Watzlawick die Internationale Gesellschaft für Systemische Therapie (IGST),
Die Arbeitsweise der Heidelberger Gruppe hat sich in mehreren Schritten weiterentwickelt: von der psychoanalytischen Familientherapie der 1970er Jahre über die Auseinandersetzung mit dem Mailänder Modell ab 1977 und mit der Erkenntnistheorie des Konstruktivismus ab 1980 zu einem spezifisch Heidelberger Ansatz der Systemischen Therapie. Um 1985 wurden hypnotherapeutisch-lösungsorientierte Ansätze aus der Arbeit von Ericson und de Shazer in ihr Konzept integriert. Der Karl Auer Verlag und Fritz Simon haben viel dazu beigetragen, systemisches Denken und Organisationstheorie zu verknüpfen (und von der Familientherapie zu unterscheiden).

Richard C. Schwartz (*1958): Das innere Team

Richard C. Schwartz

Richard C. Schwartz, Quelle: ifs-europe.net

Als Anfang der 80er Jahre die Bedeutung des „Familiensystems“ gerade für große Bewegung in der Psychologie sorgte, entdeckte und erforschte Richard Schwartz in seiner Arbeit als systemischer Familientherapeut die vielfältigen und zuvor kaum beachteten Unterpersönlichkeiten oder „Teile“ der Psyche. Mit seinem Ansatz schuf er für die Arbeit mit diesen „Teilen“ eine Grundlage, die bislang gefehlt hatte.
Es war eine radikal neue Sichtweise, selbst für die Wegbereiter der Familientherapie. Sie hatten lange und hart für die Anerkennung der Bedeutung externer Beziehungen kämpfen müssen, und waren daher gegen jegliche Rückkehr zu einem intrapsychischen Fokus. Doch trotz seiner großen Verbundenheit mit der systemischen Familientherapie vertraute Richard Schwartz darauf, dass systemisches Denken und die systemischen Konzepte auch in der Arbeit mit dem einzelnen Klienten wirksam ist.
In einem mitfühlenden und weisen „Selbst-Zustand“, zu dem jeder Mensch Zugang finden kann, ist man in der Lage, die innere Beziehung zu eigenen Persönlichkeitsanteilen, die systemisch miteinander agieren, zu transformieren.

 Bert Hellinger (*1925): Ordnungen der Liebe
Bert Hellinger

Bert Hellinger, Quelle: Wikipedia

Hellingers Praxis des „Familienstellens” drückt bereits ein wesentliches Element dieser Arbeit aus: Mit Hilfe von Vertretern aus der Gruppe wird die Familie, bzw. das innere Bild der Familie, aufgestellt. Die Arbeit in der Gruppe erfolgt unter dem Einfluss einer besonderen Verbundenheit. Der Klient bestimmt für sich und seine Familienmitglieder Vertreter. Werden diese Vertreter in den Bann dieses Einflusses gestellt, reagieren sie aus der Verbundenheit der Familie heraus und drücken die Gefühle der Mitglieder aus. Für einen gute Lösung müssen oft zwei Systeme angeschaut werden: Das Gegenwarts- und das Vergangenheitssystem. Ersteres zeigt, wie sich Verstrickungen innerhalb unserer Generation auswirken; das Zweite beleuchtet eher unsere Verstrickungen, die durch das spezielle Schicksal von Eltern und Großeltern entstehen. Anders als bei vielen anderen therapeutischen Maßnahmen wird nicht mit den Vorstellungen und Interpretationen des Klienten gearbeitet und natürlich schon gar nicht mit denen des Therapeuten, sondern aus dem Gesamtbild der Familienaufstellung heraus wird versucht eine Lösung aufzuzeigen.
Die Lösungen zeigen sich überraschender Weise nach gewissen Regeln, die bereits Vertreter der verschiedenen systemischen Therapieschulen entdeckt haben. Der Ausgleich von Geben und Nehmen, das Aufdecken von Familiengeheimnissen, die Klärung von generationsübergreifenden Verwicklungen in den Beziehungen zwischen Großeltern, Eltern und Kindern führt zu Lösungen, die dem Klienten helfen, die Verantwortung für seine persönliche Entwicklung wieder zu übernehmen.

Matthias Varga von Kibed (*1950) und Insa Sparrer (*1955)

Varga von Kibed und Insa Sparrer

Varga von Kibed und Insa Sparrer, Quelle: syst.info

Varga von Kibed und Insa Sparrer haben in Anlehnung an die Familienaufstellungen von Virginia Satir und dem lösungsfokussierten Ansatz von Steve de Shazer die systemischen Strukturauf-stellungen entwickelt. Im Focus steht ein konkretes Problem, ein neues Ziel, oder eine schwierige Entscheidung des Klienten. Je nach Focus können unterschiedliche Prozessschemata in den Aufstellungen benutzt werden. Sie werden mit dem Klienten selber, Stellvertretern oder auch Symbolen durchgeführt.
Sehr bekannt wurde vor allem die Tetralemma-Aufstellung, ein Prozessschema, das aus der starren entweder-oder- Logik bei Entscheidungssituationen führt. (VIDEO)


Zentrale Aussagen

In den frühen Jahren der Familientherapie führte die alte kausale Denklogik noch zu Bewertungen, die der Familie die Schuld gab für die psychische Erkrankung des Patienten. Die Familie war das soziale System, das Probleme schafft, bewältigt oder daran scheitert. Die Familie war plötzlich der Patient. Es stellte sich aber schnell heraus, dass diese Sichtweise zu kurz griff und man begann das systemische Denken auf die gesamte therapeutische Situation, den Therapeuten und die Institutionen selber zu richten. Auslöser hierfür war die Entwicklung neuer erkenntnistheoretischer Konzepte durch Bateson, der Biologen Maturana und Varela und den Philosophen Ernst von Glasersfeld und Heinz von Foersters.

Unter dem Stichwort Kybernetik 2. Ordnung und radikaler Konstruktivismus wurde die Position des Therapeuten und die Beeinflussbarkeit von Systemen einer Neudefinition unterzogen. Vor allem Die Mailänder Schule und Die Heidelberger Schule von Stierlin hat diese neuen Erkenntnisse ab den 80er Jahren in ihre Interventionstechniken integriert.

  • Man verabschiedete sich von dem Glauben, als Experte die Probleme einer Familie von aussen „objektiv“ wahrnehmen zu können und „gezielte dazu passende Interventionen und Veränderungen“ zu setzen. Vielmehr beeinflussen die eigenen Erfahrungen, fachlichen Beobachtungen und „ Wirklichkeits- Konzepte“ den Interventionsstil und die Kommunikation des Therapeuten- und damit seine Wirkung auf die Familie.
  • Vor allem der Nutzen defizitärer und problemorientierter Sichtweisen auf Familien –Stichwort „ Patient Familie“- wurde hinterfragt, da eher lösungs- und ressourcenorientierte Sichtweisen auf ein System den Erfolg von Interventionen in ein System erhöhte.

Konsequenzen für Führung und Organisation

  • Führungskräfte in einer Organisation haben die Aufgabe, Kommunikations-, Informations- und Entscheidungsprozesse zu gestalten, um das System intern und zum Kunden hin aufnahme- und anpassungsfähig zu halten
  • Wie Kommunikations-, Informations- und Entscheidungsprozesse gestaltet werden, hängt von der Unternehmenskultur und dem Veränderungswunsch einer Organisation ab. Hier wird der systemische Blick benötigt. Welche Funktion und welche Aufgaben müssen ein Team oder ein Bereiches für ihren Kunden bereit stellen? Und was heißt das für die Rollenerwartungen und Verhaltensregeln untereinander.
  • Führungskräfte sind Teil des Systems und deswegen immer „ Beobachter 1. Ordnung“. Sie werden von geltenden Regeln des Systems beeinflusst und müssen sie auch selbst beeinflussen. Nur ein Blick von außen hilft, sich seiner Rolle, den Erwartungen und den Systemregeln bewusst zu werden, um sie bewusst gestalten und anpassen zu können.
  • Um diese „Meta-Perspektive“ zu gewinnen, haben sich verschiedene Formate bewährt:

1. Zur Reflexion der Unternehmenskultur mit Kollegen und Mitarbeitern hat ComTeam mehrere Bearbeitungsformate entwickelt, um Spielregen und Muster zu entdecken und neu zu bewerten. Der ComTeam Kulturprofil-Indikator ist ein pragmatisches Werkzeug hierfür.
2. Kollegiale Fallsupervision, in der Führungskräfte ihre eigene Rolle im System und ihr Team reflektieren können , vermittelt neue Sichtweisen und Lösungsideen. Ob in Führungsseminaren oder als firmeninterne Plattform von der Personalentwicklung organisiert, hat sich diese Begleitung von Führungskräften sehr bewährt.
3. Coaching ist die Möglichkeit, gemeinsam mit einem Berater seine Situation zu reflektieren.

ComTeam hat in den 90er Jahren als gesamtes Team eine Ausbildung in Systemischer Familientherapie gemacht. Für die Unternehmensberatungs-Arbeit hat ComTeam die Methoden und Blickwinkel der Systemischen Familientherapie übersetzt und im Organsationskontext einsetzbar gemacht. Veränderungsprozesse, Beratungsprojekte, Teamentwicklungen, Supervisions- und Coachingsettings in Unternehmen und die Ausbildungen in der ComTeam-Akademie sowie firmeninterne Führungsseminaren beinhalten wichtige systemische Blickwinkel, die für die Komplexität von Organisationen übersetzt wurden.

Das ist heute noch aktuell

  • Wie eine Familie haben Teams und Organisationen Interaktions- und Kommunikationsmustern, einen System-Umweltbezug und innersystemische Beziehungen. Der große Unterschied zur Familie besteht aber in der völlig anderen Komplexität, Zielsetzung und Funktion von Teams und Organisationen. Die Beziehungen bestehen zwischen Rollenträgern mit bestimmten fachlichen und hierarchischen Rollenerwartungen, sind zeitlich begrenzt und kündbar. Anders in einer Familie, zu der der Einzelne von Geburt an ein Recht hat dazuzugehören und auch nicht austauschbar ist.
  • In den letzten 20 Jahren haben sich ComTeam und viele Berater mit der „ Übersetzung“ der Erkenntnisse aus der Familientherapie in die Arbeit mit Organisationen und Teams beschäftigt. Die Konzepte der Autopoesie von Systemen und der damit erkannten Grenzen der Beeinflussbarkeit von Systemen wurden deutlich. Das Konzept des Konstruktivismus, das die „Objektivität“ jeder Beobachterrolle hinterfragt, sind in die systemische Organisationsberatung aufgenommen und weiterentwickelt worden. Vor allem Niklas Luhmann und Fritz Simon haben daraus ein Systemische Organisationstheorie geformt.
  • Erfolgreiche Veränderungsprozesse benötigen projekthandwerkliche und kommunikative Fähigkeiten ebenso wie das Wissen um die Beziehungen und die kulturellen Regeln einer Organisation. Die ComTeam – Change-Management-Ausbildung vermittelt hierzu einzigartig pragmatisch Methoden und Vorgehensweisen aus 40 Jahren Beratungspraxis.
  • Führung und klare Macht- und Verantwortungsstrukturen, aber auch transparente Beteiligungs- und Kommunikationsplattformen sind notwendig, um Veränderungen zusammen mit Betroffenen zu gestalten. Beziehungsnetze, Konflikte, unterschiedliche Interessen können besprechbar werden. Hierzu haben sich die Methoden der Hypothesenbildung, Fragetechniken nach Beziehungsinteraktionen, der wertschätzende Kontakt mit jedem Teilnehmer im Team sehr bewährt.
  • Jedes System hat gute Gründe wie und warum es sich so organisiert, wie der Berater es am Anfang eines Veränderungsprozesses antrifft. Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass unsere Kunden alle Ressourcen für ihren Lösungsweg zur Verfügung haben. Eine neugierige Haltung und das respektvolle Beobachten und Hinterfragen der Kommunikation, der Strukturen und der Prozesse, hilft Teams und Führungskräften neue und passendere Verhaltensweisen, Strukturen und Prozesse zu entwickeln.

Der nächste Artikel:
Im nächsten Beitrag zur vierzigjährigen Entwicklungsgeschichte des Systemischen Arbeitens schreibt Lorenz Forchhammer über „Alles hängt zusammen: Die Vernetzungstechniker“.

Bettina Riedel

Geboren 1956 in Berlin, seit 1987 Beraterin, Trainerin, Coach bei der ComTeam AG Academy & Consulting. 1981 – 1987 Beraterin und Managementtrainerin in einer OE-Abteilung eines amerikanischen Computerherstellers und in einer Unternehmensberatung im Bereich Personalentwicklung. Mehrere Ausbildungen in humanistischer Therapie und Systemischer Beratung und Aufstellungsarbeit. Seit 1987 leite ich in unserer ComTeam- Akademie Seminare, Ausbildungen im Bereich Coaching, Kernkompetenzen für Berater und Persönlichkeitsentwicklungsseminare für Mitarbeiter und erfahrene Führungskräfte. Firmenintern konzipiere und leite ich Seminare für erfahrene Führungskräfte zu Themen wie Boxenstopp Führung, Teamentwicklung und Persönlichkeit.
Ich coache Führungskräfte, berate und supervidiere Arbeits- und Projektteams. Bei der Begleitung von Einzelnen und Teams ist mir wichtig, methodische, organisatorische und strukturelle Fragen mit den Themen Macht und (Selbst-) Verantwortung, Zugehörigkeit und Autonomie zu verbinden. Ich lebe auf einem Bauernhof südlich von München.

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